Der Philosoph Plotin (205-270) wirkte in Rom. Er gründete dort eine Platonische Akademie, die noch heute bekannte Philosophen hervorbrachte: Porphyrios, Iamblichos und dem Ende zu Proklos.
In Plotins Schriften wird die Lehre von Platon und Aristoteles erklärt, ausgelegt und in den Zusammenhang der griechischen Metaphysik gestellt. Den Aufgeschlossenen führen die Schriften zu Antworten folgender Fragen:
Was ist der Sinn meiner Existenz? Wohin führt mich meine seelische Entwicklung?
Die Texte sind selbst in der Übersetzung aus hermeneutischen Gründen schwer zugänglich. Deshalb erscheinen hier auf dieser Homepage einmal monatlich neue Inhaltsangaben einer ausgewählten Schrift. Dem interessierten Leser dienen sie zur Orientierung und sollen ihm Mut machen, die Textquellen zu studieren.
1. »Das Wesen der Seele«
In dieser Schrift führt Plotin von der aristotelischen Teilung der Seele weg und betrachtet sie allein aus dem geistigen Urgrund heraus. Er zählt ihre Eigenschaften auf: Sie ist körperlos. Sie lässt sich nicht aus der gewohnten Anschauung der irdischen Existenz beschreiben.
Er spricht von einem Vorhandensein, das dem sinnlich Erlebbaren entgegengesetzt ist. Wie eine Art Zellkern, der zwar den Bauplan für die eigene Umgebung in sich trägt, aber nicht identisch mit seiner Umgebung ist.
Soll man sich eine Art verbindende Wirkkraft vorstellen, die mit den teilbaren Dingen verbunden ist und doch unteilbar bleibt?
Er setzt sich mit dem durch Aristoteles bekannten Seelenaufbau auseinander und korrigiert dessen Gedanken eines rein durch Vernunft geleiteten Seelenanteils. Diesem setzt er wiederholt seine eigene plotinsche Auffassung entgegen:
Die Seele ist Eines und Vieles zugleich.
Quelle: Plotin, Enneade 4.2. Über das Wesen der Seele, Holzinger; das Wesen der Seele, Bd Ia, 4, Meiner Vlg